– Dieser Bericht wurde ursprünglich von der Welt Online herausgegeben. –

 

von Sarah Maria Brech, 8.12.2008

Dezember 2006. Die usbekische Menschenrechtsaktivistin Umida Niyazova wird auf dem Flughafen Taschkent festgenommen. Auf ihrem Laptop findet sich ein Bericht über das Massaker von Andischan. 2005 hatten Sicherheitskräfte dort Hunderte Regierungsgegner erschossen, angeblich weil diese einen islamistischen Aufstand planten. Berichte darüber will das autoritäre Regime verhindern. Das Material verbreite Furcht in der Öffentlichkeit, heißt es. Niyazova wird zu sieben Jahren Haft verurteilt. Jahre, in denen sie weder ihren Mann noch ihren kleinen Sohn wird sehen können. “Das war das Schlimmste”, sagt Niyazova, “nicht zu wissen, ob es ihnen gut geht.” Nach einigen Monaten meldet sich der Geheimdienst: Sie kommt frei, wenn sie sich schuldig bekennt und von den Menschenrechtsaktivisten lossagt. Niyazova denkt an ihren Sohn und stimmt zu. Ihre Freilassung war ein Symbol, sagt sie, das Regime wollte zeigen, dass alles besser wird. Doch in Wirklichkeit habe sich nichts verändert. “Die Regierung muss sich an keine Regeln halten.” Zwei ihrer Kollegen sind inzwischen festgenommen worden. Sie selbst lebt vorübergehend mit ihrem Sohn in Deutschland, arbeitet bei Human Rights Watch. Sie will nicht aufhören zu kämpfen, sagt sie. “Ich habe zu viel gesehen, um schweigen zu können.”